GROSSES 70. HEIMATTREFFEN 20. BIS 22.6.2019 IN LICHTENFELs

Donnerstag, den 20. Juni 2019

 

3.Deutschhauser Seminar

 

Frau Dr. Finger Heimatpflegerin der Sudetendeutschen Landsmannschaft aus München berichtete über die „Arbeit und Aufgaben der Heimatpflege“ und insbesondere über Heimatstuben und –museen.

Sehr interessiert verfolgten alle ihren Ausführungen. Man kann mit allen Fragen an sie herantreten und sie wird immer versuchen, eine Antwort oder Lösung zu finden. Ihr Arbeitsplatz ist im Sudetendeutschen Haus in der Hochstraße 8 in München. 

Zum Abschluss gab es reichlich Applaus und als Erinnerung an Deutschhause überreichte Gerda Ott eine Einkaufstasche mit Eulen darauf, dem Wappentier von Deutschhause. 

Nach einer kleinen Kaffeepause ging es mit dem „Deutschhauser Tag“ weiter. Gerda Ott dankte allen, die bei der Vorbereitung des Heimattreffens mitgewirkt haben und nannte namentlich Göbel, Rudi, Pluschke, Frank und Klos, Dieter, die sich ganz besonders eingebracht haben. Göbel, Rudi hat sich sogar eine spezielle Überraschung für seine Landsleute einfallen lassen: Er verfasste eine Festschrift für unser Jubiläumsheimattreffen. Diese enthält auch eine Chronik der vergangen 70 Treffen seit 1949. Dank auch an seinen seinen Sohn der mit viel Arbeitseinsatz seinem Vater fleißig mitgehalf. Schließlich stiftete Rudi Göbel die Exemplare der Deutschhauser Gemeinschaft, so dass durch den Verkauf unsere Gemeinschaftskasse etwas aufgebessert werden konnte.

Unser Dank gilt auch für die vielen Tombolapreise, die Franz Rung auch dieses Jahr wieder organisiert hat, deshalb auch ihm ein herzliches Vergelt’s Gott. Ein ganz großes Dankeschön sprach sie unserer Patenstadt Lichtenfels aus, die sich wirklich sehr großzügig zeigte. Ohne deren Unterstützung hätten wir dieses 70. Heimattreffen nicht in diesem Umfang ausrichten können, deshalb sind wir froh und dankbar, dass wir so eine verständnisvolle Patenstadt haben, die uns in vielen Bereichen so entgegenkam.

Danach berichtete die Heimatortsbetreuerin über das sich im Bau befindliche Sudetendeutsche Museum in München. Man merke sich einfach mal die Zahl: 3 x 1000!

1000 Jahre Geschichte auf

1000 Quadratmeter Fläche und

1000 Objekte, die im Sudetendeutschen Museum zu sehen sind.

Es wird 5 Ebenen, also 5 Stockwerke geben. Die Grundsteinlegung erfolgte im Herbst 2016. Mit der Fertigstellung bzw. Eröffnung und Einweihung des Museums wird 2020 gerechnet. Es ist auf alle Fälle einen Besuch wert – am besten mit der ganzen Familie - denn das Museum ist barrierefrei. Somit sowohl für Rollstuhl, Rollator und auch für Kinderwagen geeignet.

Es folgte Frank Pluschke mit seinen Ausführungen vom außerordentlichen und erfolgreichen Heimattreffen in Homberg/Ohm. Seine Frau Annette hatte anschließend einen Vortrag der besonderen Art über Bertha von Suttner  vorbereitet. Sie hob bei ihrer interessanten Power-Point-Präsentation dabei die Stellung als Kämpferin für den Frieden besonders hervor. Ein Thema, das nach wie vor aktuell ist. 

Dann stellten Adolf und Marianne Reichert ihren Mundart-Quiz vor. Wieder hatten sie sich viel Mühe gemacht und 25 Mundartausdrücke aufgeschrieben, die es zu erraten galt. Ilse Gaßler hat den ersten Preis gewonnen, denn sie hatte die meisten Ausdrücke gewusst. Solch ein Quiz regt natürlich die Unterhaltung an und es wurde dann noch über viele Ausdrücke dischkeriert.

Nachfolgend meldete sich wieder Annette Pluschke zu Wort, diesmal mit Auszügen aus der Deutschhauser Chronik. Schwerpunktmäßig behandelte sie die Themen: Kirche, Handwerk und Industrie sowie Infrastruktur und Bildung. Ihre kurzweilige, informative und lockere Vortragsweise hat alle Teilnehmer aufmerksam zuhören lassen. Aus dem "trockenen Stoff" einer Chronik hat sie wieder eine lebendige Deutschhauser Ortsgeschichte werden lassen.

Zum Abschluss nahm dann Frank alle Besucher mit auf einen virtuellen Spaziergang durch Deutschhause. Es ist einfach schön, dass die Technik solche Möglichkeiten bietet. Man sitzt bequem auf dem Stuhl und geht durch das Stadtla und darf sogar noch Wünsche äußern, wohin man „gehen“ will.

Auch für diese beiden Beiträge gab es lang anhaltenden Applaus.

 


Freitag, den 21. Juni 2019

Eröffnung der Ausstellung: „Die Sudetendeutschen“
im Landratsamt in Lichtenfels und Fahrt zum Altvaterturm 

Zunächst trafen wir uns in der „Wallachei“. Dort hat die Heimatortsbetreuerin die Anwesenden begrüßt, und auf den Programmablauf des Tages hingewiesen und einen kurzen Jahresarbeitsbericht abgegeben. Zum Thema Tradition erwähnte sie, dass auch Essen zur Tradition gehört. Das war auch der Grund, warum es heute Ärpel mit Leinöl gab, ein traditionelles Essen vou derhäm. Die Wirtsleute der „Wallachei“ waren so entgegenkommend und haben uns Kartoffeln gekocht. Klos, Dieter spendete das Leinöl und angerührten Quark. Dieser Gaumenschmaus im Kreise von lieben Landsleuten war schon der erste schöne Höhepunkt dieses Tages. Wir stellten alle zufrieden fest - ja, Heimat kann man auch schmecken. Nach dieser Stärkung fuhren wir mit dem Bus zum Landratsamt in Lichtenfels zur Eröffnung der Ausstellung „Die Sudetendeutschen“.

Nachfolgend Auszüge aus dem Bericht, wie er in der Zeitung „Obermain Tagblatt“ erschien. 

Auf der Landkarte des sudetendeutschen Gebietes zeigen drei Frauen ihre Herkunftsorte, und zwar Margit Schödlbauer (links), die ebenso wie die Eltern von Heidi Engelhardt (2. v. li.) aus Graslitz in Westböhmen stammt sowie Elisabeth Hallermeier (rechts), deren Heimat das Altvatergebiet war.

Der Landrat Christian Meißner (Mitte) eröffnete die Ausstellung „Die Sudetendeutschen“ im Beisein der Ortsbetreuerin der Deutschhauser, Gerda Ott, des 3. Bürgermeisters Winfried Weinbeer, des 1. Bürgermeisters Andreas Hügerich und der 2. Bürgermeisterin Sabine Rießner (von links).

"Am Freitag eröffnete dann im 1. Stock des Landratsamtes der Landrat Christian Meißner im Beisein der Deutschhauser mit der Ortsbetreuerin Gerda Ott sowie heimischer Sudetendeutscher die Ausstellung „Die Sudetendeutschen“. Die Wertschätzung für die Erinnerungsarbeit der Deutschhauser sei groß, lobte der Landrat. Es sei wichtig, dass man sich erinnert und sich des Schreckens und der Folgen des Krieges bewusst werde. Die Vertreibung hinterlasse vielfältige Spuren. Die Vertriebenen hätten zwar eine neue Heimat gefunden, aber es sei anfangs nicht einfach gewesen. Nicht alle Bürger seien begeistert gewesen, als sie plötzlich fremde Leute aufnehmen mussten, schließlich herrsche nach dem Krieg gemeinsame Not. Nicht selten entstanden aber auch Freundschaften zwischen den Einheimischen und den Sudetendeutschen, die jahrzehntelang anhielten. Die Ausstellung solle das Schicksal der Sudetendeutschen aufzeigen. Höchste Anerkennung zollte er auch den Deutschhausern, die nun schon zu ihrem 70. Heimattreffen nach Lichtenfels anreisten.

Der Bürgermeister verwies darauf, dass die Sudetendeutschen Krieg, Flucht und Vertreibung miterleben mussten, während seine Generation das Glück hatte, in einem freiheitlichen Europa aufgewachsen zu sein, wo Frieden herrscht. Gerade das Jubiläumsheimatfest sollte eine Mahnung sein, dass solche schlimmen Ereignisse nicht mehr passieren dürften.

Gerda Ott bedankte sich für die Wertschätzung, die den Deutschhausern entgegengebracht wurde. Mit großem Interesse betrachteten dann die Anwesenden die aus einem Dutzend Roll-ups bestehende Ausstellung über die Geschichte, Kultur und das Leben der Sudetendeutschen und unterhielten sich angeregt über die vielfältigen Themen. Auf einer Karte, die das Gebiet der Sudetendeutschen zeigte, die vornehmlich aus Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien, der heutigen Tschechischen Republik stammten, suchten viele der anwesenden Sudetendeutschen ihren einstigen Heimatort bzw. den ihrer Vorfahren. Die 14 unterschiedlichen Heimatlandschaften reichten vom Altvatergebirge, dem Böhmerwald, Erzgebirge und Egerland bis nach Südmähren und dem Riesengebirge und sind bis heute von einer kulturellen Vielfalt geprägt, die ihren Ausdruck findet in Dichtung und Literatur, Musik und Kunst, Bräuchen und Liedern, Mundart und Tanz, Trachten, Sagen und Märchen. Eine Tafel ist der sudetendeutschen Heimatpflege gewidmet, die die kulturellen Überlieferungen der Sudetendeutschen dokumentiert, bewahrt und fördert. Mehrere Tafeln beschäftigen sich mit der deutsch-tschechischen Verständigung. So wird auf die zahlreichen grenzüberschreitenden Projekte, auf die Begegnungen am Sudetendeutschen Tag und auf die deutsch-tschechischen Zusammenarbeit bei der sudetendeutschen Jugend hingewiesen. Erwähnt wird auch die deutsche Minderheit in Tschechien. So durften oder mussten 1945/46 rund 250.000 Deutsche in der Tschechoslowakei bleiben, weil sie aus gemischten Familien stammten oder als Arbeitskräfte gebraucht wurden. Dagegen bekennen sich heute nur mehr knapp 40.000 Menschen in der Tschechischen Republik zur deutschen Minderheit.

Nicht unerwähnt bleibt das Unrecht der diskriminierenden Benes-Dekrete.

Die sehenswerte Ausstellung „Die Sudetendeutschen“ im 1. Stock des Landratsamtes ist noch vier Wochen zu den üblichen Öffnungszeiten des Landratsamtes zu besichtigen."  Alfred Thieret


Samstag, den 22. Juni 2019

Unser Heimattreffen stand dieses Jahr unter dem Motto:
 
„Ja zu Deutschhause – gegen das Vergessen!“
 
Der Samstag der 22. Juni 2019, war der Höhepunkt unseres Jubiläums.

 

Traditionell trafen wir uns am Gedenkstein im Bergschlosspark zu unserer Feierstunde mit Totenehrung. Dazu war im Obermainer Tagblatt nachfolgendes zu lesen:

 

"Erinnerung an die Heimat im Herzen behalten

70. Jubiläumsheimattreffen der Deutschhauser in Lichtenfels

Lichtenfels. Bereits zum 70. Mal trafen sich am Samstag die aus ihrer Heimat vertriebenen Deutschhauser in ihrer Patenstadt Lichtenfels, um die Erinnerung an ihre sudetendeutsche Heimat wach zu halten. Aus Anlass des Jubiläums weilten die aus ganz Deutschland angereisten Heimatvertriebenen aus Deutschhause drei Tage in Lichtenfels. So kamen sie an Fronleichnam zu einem Erfahrungsaustausch im Café Moritz zusammen, eröffneten am Freitag im Landratsamt eine Ausstellung über die Sudetendeutschen, ehe sie sich wie immer am fahnengeschmückten Gedenkstein im Bergschlosspark zusammenfanden, um unter der feierlichen musikalischen Umrahmung durch die Banzberg Musikanten ihrer Verstorbenen zu gedenken.

Für die Ortsbetreuerin Gerda Ott, die ihr Amt ein Jahr vor dem 60. Heimattreffen übernahm und bereits das  60. Heimatreffen durchgeführt hat, ging der Wunsch in Erfüllung, auch das 70. Heimatreffen unter ihrer Leitung erleben zu dürfen. Es sei etwas Besonderes diese Veranstaltung über einen so langen Zeitraum aufrechtzuerhalten. „In diesem Bewusstsein sind wir auch diesmal wieder hierhergekommen, um in Trauer und Ehrfurcht an unsere verstorbenen Landsleute zu erinnern“, betonte die Ortsbetreuerin. So legte sie im Gedenken an die im letzten Jahr verstorbenen Deutschhauser, die dieses Jahr ihr Bruder erstmals namentlich bekanntgab, einen Kranz am Gedenkstein nieder.

Danach verlas sie das Grußwort der für die Heimatlandschaft „Altvater“ zuständigen Betreuerin, Rosemarie Kretschmer, der es aus gesundheitlichen Gründen leider nicht möglich war, an dieser Gedenkfeier teilzunehmen.

„Heimat könne einem niemand wegnehmen, weil man sie im Herzen trägt, auch wenn man aus ihr vertrieben werde, stellte Landrat Christian Meißner mit Nachdruck fest. Er meinte damit die immerwährende Erinnerung an den Heimatort, der durch das seit 70 Jahren bestehende Deutschhauser-Treffen am Gedenkstein in Lichtenfels zum Ausdruck komme. Dies biete die Gelegenheit innezuhalten, um zurück aber auch nach vorne zu schauen.

Er erinnerte daran, dass nach dem Krieg viele Sudetendeutsche in Bayern und gerade in Oberfranken eine neue Heimat fanden und in Verbundenheit mit den Einheimischen am Wiederaufbau und Wiedererstarken der heimischen Wirtschaft mitwirkten. Beim Heimattreffen sollte der Gedankenaustausch über die alte Heimat im Mittelpunkt stehen.

Bürgermeister Andreas Hügerich hob hervor, dass es für den Jahrgang 1983, dem er angehöre, nicht vorstellbar sei, Krieg, Tod und Vertreibung miterleben zu müssen, da die Leute heutzutage in einem offenen Europa ohne Grenzen in Frieden und Freiheit leben würden. Auch wenn nach einem Krieg von Siegern und Verlierern die Rede sei, so gebe es im Grunde keinen Sieger, denn auf beiden Seiten hätten Mütter um ihre verlorenen Söhne geweint.

Viele hätten ihre Heimat verloren und hätten an ihrem neuen Wohnort an einem friedlichen Europa mitgebaut. Grundwerte wie Freiheit, Menschlichkeit und Frieden müssten erkämpft und bewahrt werden.

Bei der Feier war auch der ehemalige Bürgermeister (2010-2018) Lubomir Stefaniak aus Huzova (Deutschhause) mit seiner deutschstämmigen Frau Ursula zugegen. Beide hatten etwas Besonderes mitgebracht, nämlich ein Glas voll Heimaterde, die Gerda Ott mit der Erde vor dem Gedenkstein vermischte. Durch die Entwurzelung, die die Vertriebenen erfahren mussten, hätten sie zur Heimaterde einen ganz besonderen Bezug, bemerkte die Ortsbetreuerin. Diese symbolische Aktion sollte die Vermischung der Vertriebenen mit der hiesigen Bevölkerung verdeutlichen. Sie bedankte sich herzlich für das spezielle Mitbringsel mit einem Geschenk."                                                                          Alfred Thieret     

Deutschhauser am Morgen des Heimattreffens vor dem fahnengeschmückten Gedenkstein im Bergschlosspark

Unsere Heimatortsbetreuerin Gerda Ott vermischt die vom ehemaligen Bürgermeister von Huzova und Gattin Ursula mitgebrachte Heimaterde aus Deutschhause / Huzova mit der Erde vor dem Gedenkstein.

Deutschhause Feierstunde: Der Bürgermeister Andreas Hügerich (rechts) bat die Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz (ganz links), die Kreisvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Heidi Engelhardt, die Ortsbetreuerin Gerda Ott sowie Ursula und Lubomir Stefaniak sich in das Gästebuch der Stadt einzutragen.  

Vom Gedenkstein im Bergschlosspark ging es dann auf direktem Weg ins Stadtmuseum. Frau  Dipl. hist. Christine Wittenbauer, die Archivarin der Stadt Lichtenfels hat uns dankenswerterweise den großen Saal und das Nebenzimmer im Erdgeschoss des Museums zur Verfügung gestellt. 

Feierstunde im Stadtmuseum Lichtenfels anlässlich des 70. Heimattreffens der Deutschhauser

"Zum Abschluss der dreitägigen Jubiläumsfeier anlässlich des 70. Heimattreffens kamen die Deutschhauser noch einmal mit ihren sudetendeutschen Landsleuten aus dem Lichtenfelser Raum zu einer Feierstunde im Stadtmuseum zusammen, in deren Mittelpunkt der Festvortrag der Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz stand.

Ein Novum bei diesem Heimattreffen war die dezente  Hintergrundmusik gespielt von Karan Klos und Wolf Dobberthin.

Gerda Ott, die Ortsbetreuerin der Deutschhauser, hob bei der Begrüßung hervor, dass die deutsche Geschichte der 1131 erstmals erwähnten Gemeinde Deutschhause (was so viel bedeutet wie, da wo die Deutschen zu Hause sind) mit der Vertreibung nach dem Krieg endete. Die Bewohner mit ihrem ausgeprägten Gemeinschaftssinn seien in alle Himmelsrichtungen zerstreut worden. So hätten sie in der fremden Umgebung einen Ort gesucht, wo sie sich regelmäßig treffen konnten, um ihre Gemeinschaft weiter zu pflegen. Diese Begegnungsstätte hätten die Deutschhauser in Lichtenfels gefunden.

Die Regierungspräsidentin hob gerade diese Nachhaltigkeit, mit der die Deutschhauser die Erinnerung an ihre frühere Heimat im Bewusstsein der Menschen wachhalten als beeindruckend hervor. Diese Treffen seien wie auch das jährliche Pfingsttreffen der Sudetendeutschen Volksgruppe ein wichtiger Teil Sudetendeutscher Identität. Heidrun Piwernetz verwies darauf, dass nach Kriegsende und Vertreibung die damalige Bayerische Staatsregierung über eine Million Sudetendeutsche in Bayern aufgenommen habe, wobei deren Bevölkerungsanteil in Oberfranken 22% betrug. Die Anfänge seien nicht leicht gewesen, wie auch der Bayerische Ministerpräsident bei seiner Rede am 70. Sudetendeutschen Tag in Regensburg betonte. Schließlich habe es damals keine Willkommenskultur wie heute gegeben. Die Betroffenen hätten sich mit ihrer Hände Arbeit, mit ihrem Fleiß, ihrem Ideenreichtum und ihrem Können alles Notwendige selbst erarbeiten müssen. Aus eigener Kraft hätten sie Arbeitsplätze und neuen Wohlstand geschaffen. Ohne diese Leistung der Heimatvertriebenen hätte Bayern heute sicher nicht die heutige Spitzenstellung.

Der vierte Stamm Bayerns lebe aber nicht allein aus den Erinnerungen an eine große Vergangenheit, die mit Flucht und Vertreibung ein tragisches Schicksal brachte, sondern er habe immer entschlossen und zuversichtlich in die Zukunft geblickt. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft mit ihrem Bundesvorsitzenden Bernd Posselt verstehe sich deshalb auch als Brückenbauer für den Weg in die Zukunft und die Versöhnung mit den Nachbarn in Tschechien. Zwischen dem Freistaat Bayern und der Tschechischen Republik bestehe ein enges Band. So gebe es beispielsweise drei Landkreispartnerschaften und 83 Gemeindepartnerschaften mit Kommunen aus Tschechien. Ausdruck der immer enger werdenden Verbindungen sei auch die im Dezember 2014 eröffnete Repräsentanz des Freistaats Bayern in Prag. Der Ausbau gutnachbarschaftlicher Beziehungen zwischen Tschechien und Bayern sei ihr als Regierungspräsidentin Oberfrankens ein natürliches Anliegen aber auch eine persönliche Herzensangelegenheit, schließlich habe sie selbst Wurzeln im Sudetenland, würden doch ihre Vorfahren väterlicherseits aus dem Isergebirge stammen, stellte Heidrun  Piwernetz voller Überzeugung fest. „Nach Jahrzehnten der Feindschaft und Trennung sind wir Nachbarn und Freunde im Herzen Europas“, unterstrich die Regierungspräsidentin. Daran hätten auch die Sudetendeutschen einen entscheidenden Anteil.  

Anlässlich des 70. Heimattreffens der Deutschhauser war auch der ehemalige Bürgermeister Lubomir Stefaniak (2010-2018) aus Huzova (Deutschhause) mit seiner deutschstämmigen Frau Ursula angereist. Er äußerte Verständnis für die schlimme Situation der Sudetendeutschen, die ihre Häuser verlassen mussten, in denen sie und ihre Vorfahren lange Jahre (über Jahrhunderte) gewohnt hatten. Er berichtete in seiner kurzen Ansprache, bei der seine Frau als Dolmetscherin fungierte, dass während seiner Amtszeit im Ort viele Infrastrukturmaßnahmen durchgeführt wurden. Anschließend stellte Frank Pluschke in einem Lichtbildervortrag ausführlich Deutschhause vor und zwar in dem Zeitraum von Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Vertreibung. Schließlich bedankte sich Gerda Ott bei Rudolf Göbel und Frank Pluschke für ihre großen Verdienste um die Angelegenheiten der Heimatgemeinde Deutschhause und zeichnete sie mit einer von Bernd Posselt, dem Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, unterschriebenen Urkunde zusammen mit der Medaille für „Dank und Anerkennung“ aus. Auf die Ausstellung im gegenüberliegenden Raum des Stadtmuseums machte sie noch aufmerksam. Es sind Bildtafeln, die vom Alltag in Deutschhause „erzählen“ und auch einen geschichtlichen Rückblick von der ersten urkundlichen Erwähnung bis zur Vertreibung geben.

 

Zum Abschluss bat der Bürgermeister Andreas Hügerich die Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, den ehemaligen Bürgermeister von Huzova, Lubomir Stefaniak und seine Frau Ursula sowie Heidi Engelhardt, die Kreisvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, sich in das Gästebuch der Stadt einzutragen."                 Alfred Thieret


Nach dieser sehr gut besuchten Veranstaltung machte man sich auf den Weg in die „Wallachei“. Dort wurde Mittag gegessen. Danach gab es ausreichend Zeit sich miteinander zu unterhalten, von alten Zeiten zu sprechen und es sich inmitten der Landleute einfach nur gut gehen zu lassen.

Im Verlauf des Nachmittags spielten Marianne und Adolph Reichert ihren Mundartsketch: „Auf’m Bankla“ vor, der mit viel Beifall bedacht wurde.

Letztmals gab es eine Tombola. Gestärkt mit Kaffee und Kuchen ließen wir dann diesen dritten Tag des 70. Deutschhauser Heimattreffens harmonisch und gemütlich ausklingen. Zum Abschluss wurde das Lied: „Kein schöner Land“ gemeinsam gesungen.

Als man sich am späten Nachmittag so nach und nach verabschiedete, betonten alle: "Also dann bis zum nächsten Jahr, bei unserem nächsten Heimattreffen, so Gott will!" 

Kontakt

Ortsbetreuerin:

Gerda Ott

wugott@t-online.de

Tel: 0711 / 59 22 85

Termine

6. Deutschhauser Seminar - 31. Mai 2024

73. Heimattreffen der Deutschhauser - 1. Juni 2024